INFOBEITRAG: Stärkung von Kulturzentren
- Mieterhöhungen bedeuten vielerorts Einschnitte im Kulturangebot
- steigende Kosten wie Betriebskosten, GEMA, Kulturbeiträge sowie für technische Ausstattungen verschärfen die Situation
Von Udo Nauber, Betreiber des Projekt EINS– Kulturzentrum in Weimars Altstadt und Mitglied im KOPOFOR
Kulturzentren sind ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft! Sie sind Begegnungsstätten für zumeist alle Altersgruppen und Bevölkerungsschichten. Das Kulturangebot reicht häufig von hoher künstlerischer Qualität im Ausstellungsformat bis hin zum Improvisationstheater und Tanzveranstaltungen. Sind sie nicht sogar ein Grundpfeiler für Integration in der Kommune?
Immer häufiger liest man von Schließungen im Bereich der „Musikclubs“ und sonstigen Begegnungsstätten. Der Hintergrund ist vielerorts eine nicht gesicherte Finanzierung sowie fehlende Strukturen und Mittel um heutigen Anforderungen gerecht zu werden. Durch was werden kulturelle Zentren getragen? Es gibt verschiedene Modelle. Das Betreibermodell besagt, dass ein Verein, privater Betreiber oder die Kommune selbst eine Immobilie anmietet und kulturell mit Leben füllt. Der Betreiber kann allerdings auch der Eigentümer sein.
Hier beginnt häufig schon der erste Konflikt. Der Betrieb eines Kulturzentrums kann nur gewährleistet werden wenn man ein dauerhaft erschwingliches Angebot für Besucher macht. Denn jeder sollte Zugang zur Breiten- und Soziokultur haben. Doch was geschieht wenn die Miete ansteigt? Beispielsweise durch Mietspekulation, falls nicht im Besitz der öffentlichen Hand, oder da wo eine neue Brandmeldeanlage nach neuesten Anforderungen im gesamten Haus eingebaut werden musste und nun auf die Miete umgelegt wird. Im Idealfall ist die Kommune der Eigentümer und übernimmt die Anpassungen nach aktuellen technischen Standards. Grundsatzbeschlüsse der Gemeinderäte zur Sicherung der Kulturzentren und damit Anerkennung als struktureller Teil in der Kommune sind ein wichtiges politisches Mittel.
Ein Anstieg der Miete bedeutet für viele Betreiber auch einen Schnitt in ihr Kulturangebot. Das Ergebnis bleibt dann für Besucher nicht unbemerkt, was unter Umständen zu weniger Besuchern führt und damit die Daseinsberechtigung ungewollt in Frage stellt.
Liebe Kommunen vertraut den Betreibern und ladet sie zu Gesprächen ein. Nur bei stetiger Kommunikation kann Verständnis und der Wert eines Kulturzentrums aufgebaut werden.
Die Miete ist nur ein Ausgabenfeld für Kulturbetriebe, weitere Ausgabenposten sind in den letzten Jahren ebenfalls enorm angestiegen. Dazu zählen neben allgemeinen Betriebskosten auch die Verwertungsgesellschaft GEMA, die Erhöhungen von Kulturbeiträgen der Kommune sowie stetig neue erforderliche technische Ausstattung. Hinzu kommt ein immer steigender Dokumentationsaufwand bei öffentlichen Förderungen, welche zunehmend auch nach Beantragung ausbleibenden.
Kostenlose Angebote sind selten zu finden, da sie nur noch durch ehrenamtlichen Betrieb sowie durch die Unterstützung zum Beispiel von Hilfskräften wie Bundesfreiwilligendienstlern und prekären Beschäftigungen realisiert werden können.
Die Lage der Kommunen im Jahr 2017 ist deutlich. Es fehlt an finanziellen Mitteln, wodurch jetzt schon zahlreiche Kommunen Zahlungsunfähig verzeichnen und in Haushaltssicherungskonzepten stecken. In den Gemeinderäten wird dann der rote Stift bei den sogenannten „freiwilligen Leistungen“ angesetzt. In Konsequenz werden Kulturförderprogramme gestrichen, kommunale Immobilien verkauft bzw. aufgegeben und strukturelle Unterstützungen in Kulturzentren gekürzt.
Zusammenfassend bleibt festzustellen: Unsere Kulturzentren sind in Gefahr!
Hinweise für Rahmenbedingungen durch die Kommune:
- Vernetzung der Vereine und städtischen Akteure untereinander (Kooperationen, gemeinsame Veranstaltungen)
- Punktuelle Unterstützung (Förderprogramm für Einzelprojekte)
- Strukturelle Unterstützung (Förderung der Infrastruktur zum Beispiel, Mithilfe bei E-Check, Brandschatz-Baumaßnahmen, Geschäftsführer, etc.)
- Sonderstellung sicherstellen (Grundsatzbeschluss zum Erhalt des Zentrums)
- Schulungen fördern (Sicherheit in Veranstaltungsstätten, Ersthelfer, etc.)
- Tag der Vereine und Kulturbetriebe
- Motivationen aufbauen (z.B. Ehrenamtskarte für die Kommune – vergünstigte Eintritte, Ausstellen von Parkkarten für Verantwortliche im Verein, Angebote schaffen)
Einladung zum Sommerfest
Das Sommerfest des KOPOFOR ist einer der Höhepunkte des Jahres und eine ideale Gelegenheit, Freund*innen zu treffen und die anderen Mitglieder kennen zu lernen. Neben Politik, Musik und dem leiblichen Wohl steht die Verleihung des diesjährigen Kommunalen Initiativpreises auf dem Programm.
Wir freuen uns, euch am 19. August ab 17 Uhr in Ichtershausen (Lindenplatz 19) zu sehen!
Die Teilnahme steht Interessierten offen. Eine Anmeldung bis zum 10. August wird uns die Organisation erleichtern.