Zusammenfassung
Ein bürgerliches Bündnis wollte in Weimar eine Gemeinschaftsschule wieder in ein Gymnasium umwandeln, aber sie haben nicht mit dem Protest von Schulkindern und Lehrkräften gerechnet. Das stärkt nicht nur ihr Selbstvertrauen, sondern auch das in die Demokratie.
Die Fraktionsgemeinschaft CDU, „Weimarwerk“ und FDP wollten per Antrag prüfen, „ob die Schule weiter in ihrer Entwicklung unterstützt oder alternativ in eine Regelschule zurückentwickelt wird“. Mit der Formulierung „zurückentwickelt“ machen die Antragsteller deutlich, wie rückwärtsgewandt ihre Vorstellung von Bildung ist. Längst haben sich zahlreiche staatliche und Privatschulen für längeres gemeinsames Lernen entschieden. Internationale Schulleistungsstudien zeigen, dass ein Bildungssystem durch längeres gemeinsames Lernen gerechter und leistungsstärker gestaltet werden kann. Überdurchschnittliche Leistungen kann auch die TGS Carl-Zeiss nachweisen. Der Amtsleiter des staatlichen Schulamtes Mittelthüringen verweist auf eine bemerkenswert geringe Zahl von Schülerinnen und Schülern, welche die Schule ohne Abschluss verlassen. Aktuell werden siebenundvierzig Schüler auf dem Anforderungsniveau für die gymnasiale Oberstufe unterrichtet. Die Schulleitung geht davon aus, dass 38 Schülerinnen und Schüler die gymnasiale Oberstufe erreichen werden. Ohne den besonderen Einsatz der Lehrerkräfte wäre dieses Ergebnis nicht möglich. Die Schulleitung und das Kollegium haben sich für das Modell der Thüringer Gemeinschaftsschule wegen seiner hohen Integrationsfähigkeit entschieden und zeigten sich empört darüber, dass die Antragsteller nicht vorab
das Gespräch mit der Schule gesucht haben. Der Antrag verstößt zudem gegen einen
Grundsatzbeschluss der Stadt Weimar zur Beteiligung von jungen Menschen an Entscheidungen, die sich auf deren Lebenswelt beziehen. Es gibt sogar ehemalige Schülerinnen und Schüler, die gern an die TGS zurückkehren würden, um ihr Abitur ablegen zu können. „Eine Rückabwicklung wäre ein einmaliger Vorgang in Thüringen“, erklärte Minister Helmut Holter (Linke), der vor Ort die Forderungen unterstützte. Auch die Linke-Fraktion im Stadtrat unterstütze ausdrücklich die Weiterführung der TGS „Carl-Zeiss“ und hat in einem eigenen Änderungsantrag die Stadt aufgefordert, zu evaluieren, wie hoch die Abbruchquoten der TGS „Carl-Zeiss“ im Vergleich zu den Regelschulen in Weimar sind. Und ob eine Umwandlung der Regelschulen in Thüringer Gemeinschaftsschulen bessere Voraussetzungen für Integration schaffen könnte. Die Höhe der Sanierungskosten für ein anderes Schulgebäude, um Platzkapazitäten für die gymnasiale Oberstufe zu schaffen, sollten keinesfalls bessere Bildungschancen für Kinder und Jugendliche infrage stellen. Im Bildungs- und Sportausschuss konnten die Schülerinnen und Schüler miterleben, wie politische Abwägungsprozesse stattfinden, mit welchen Argumenten ihre Schulleiter sich für ihre Interessen einsetzten und, dass die Antragsteller ihren Antrag letztlich zurückzogen. Diese Erfahrung stärkt ihr Selbstvertrauen und das Vertrauen in demokratische Mitwirkung und wird dazu beitragen, sich zu bewussten aktiven Persönlichkeiten zu entwickeln.