In Hildburghausen stimmte fast der gesamte Stadtrat zusammen mit Nazis für die Abwahl des LINKEN Bürgermeisters. Damit ist Südthüringen mal wieder bundesweit in den Negativschlagzeilen.
Trotz der Nackenschläge gibt sich Tilo Kummer kämpferisch und zählt seine Erfolge auf.
Hildburghausen ist eine Kleinstadt mit 11.000 Einwohnern in Südthüringen und hat für diese Breitengrade eine ungewöhnliche LINKE Tradition. Hier stellte einst die PDS mit Steffen Harzer ihren ersten hauptamtlichen Bürgermeister nach der Wende. Seit 2020 sitzt der frühere Landtagsabgeordnete Tilo Kummer für DIE LINKE im Rathaus und tut, was er kann. Aber des Öfteren ist seine Stadt bundesweit in den Schlagzeilen. Weil im nahen Kloster Veßra der Neonazi Tommy Frenck seine Schnitzel für 8,88 Euro verkauft und wo große Corona-Leugner-Demos stattfanden, sprechen viele schon wie auch im Fall Sachsen spöttisch von „brown under“.
SPD stimmte mit Nazis gegen Kummer.
Der aktuelle Konflikt ist für Außenstehende aber nur schwer zu durchschauen. Da ist ein Unternehmer mit einem Baumarkt, der einen Aldi bauen will. Und ein Kleinkünstler mit Schloss aus Bayern, bei dem nicht alle Pointen sitzen. Wirkliche rechtliche oder politisch relevante Verfehlungen können sie Kummer nicht vorwerfen. Die Kritik klingt eher wie: Der Bürgermeister ist doof und will nicht mit uns spielen. In einer Demokratie ist es natürlich erlaubt, den Stil eines Bürgermeisters zu kritisieren. Aber deswegen mit Nazis für seine Abwahl stimmen? Auch Thüringens SPD Chef Georg Meier, ist über das Verhalten seiner drei Genossen im Hildburghäuser Stadtrat ziemlich sauer. Der Bürgermeister selber ist jedenfalls nicht bereit, klein beizugeben und wehrt sich gegen die Vorwürfe, dass in der Stadt nichts mehr funktionieren würde. „Damit werden die Beschäftigten der Stadtverwaltung, der städtischen Wohnungsgesellschaft, des Wasser-Abwasserverbandes, die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr und viele ehrenamtlich Tätige zu Unrecht angegriffen“, sagt Kummer. Wäre es so, „hätten Borkenkäfer inzwischen weitgehend den Stadtwald aufgefressen, was sie aber wahrscheinlich nicht sehen würden, denn auch die Wege und Straßen dorthin bestünden nur noch aus Schlaglöchern“, keilt Kummer zurück.
Drei Millionen Euro für die Energiewende
Erfolge hat der Bürgermeister auch vorzuweisen. „So realisierte das städtische Bauamt allein im letzten Jahr Maßnahmen im Wert von sechs Millionen Euro. Für 2023 sollen drei Millionen Euro für die erneuerbare Energieversorgung städtischer Einrichtungen bereitgestellt werden. Und Kummer hat noch mehr vor: „Im ehemaligen Schülerheim planen wir die Einrichtung eines Kindergartens. Aber auch für die Attraktivität der Stadt wird viel getan: Das Freibad soll nach der Sanierung wieder öffnen, der FSV endlich einen erneuerten Fußballplatz bekommen. Kummer hofft, „trotz aller Diskussionen in der Stadt und den begonnenen Wahlkampf nicht zu viel Zeit zu verlieren, die wir für die Umsetzung dieser Vorhaben so dringend brauchen“. Dass ein Bürgermeister grundsätzlich abgewählt werden kann findet Kummer gut. Als Landtagsabgeordneter hatte er noch selber an der Einführung des Bürgerbegehrens dazu mitgewirkt. „Einen Bürgermeister jedoch ohne triftige Gründe abwählen zu wollen, weil nach zweieinhalb Jahren unter Corona-Bedingungen noch nicht alle Wahlversprechen umgesetzt wurden und manches in der Stadt nicht optimal lief, beschädigt nicht nur mich, sondern auch das Amt“. Seine Bitte deshalb: „Nehmen Sie diese Chance wahr und stimmen Sie am 26. Februar mit Nein. Zeigen Sie, dass Sie auch jenseits von Wahlen beteiligt werden wollen!“