Dr. Rita Bader ist seit fast 50 Jahren in der Kommunalpolitik. Im Thüringengestalter-Interview blickt sie zurück auf Wohnungsbau, Schulsanierung, Stammtische und den schwierigen Kampf um kommunalen Nachwuchs.
Wie bist du zur Kommunalpolitik gekommen und fiel dir der Einstieg schwer?
Seit 1977 bin ich Kreistagsmitglied und durchgängig in der Kommunalpolitik tätig. Das war erstmal ein völlig neues Metier, in das ich mich erst reinfinden musste, aber es hat dann
Spaß gemacht. Man konnte so viel mitgestalten. Ich habe zum Beispiel die ganzen Neubauten in Arnstadt mitbegleitet und geplant und fand das sehr interessant.
Wo liegen deine Schwerpunkte?
Damals, als ich hauptamtlich im Landratsamt tätig war, war der Schwerpunkt Wohnungsbau. In den letzten Jahren war ich im Schulausschuss und jetzt nur noch im Verwaltungsrat der Sparkasse. Außerdem bin ich seit 1994 auch noch Stadträtin in Arnstadt und da Mitglied im Bauausschuss. Da kommen mir natürlich meine Kenntnisse aus früheren Tätigkeiten
sehr zugute.
Was waren deine größten Erfolge und Herausforderungen, die du miterlebt und getragen hast?
Vom Kreistag hergesehen, dass wir die Schulen saniert haben. Dass wir moderne Bedingungen für die Schüler und die Entwicklung im ländlichen Raum geschaffen haben. Wir
haben einige verschiedene Schulen saniert. Wichtig war es für mich als Arnstädterin, dass das ehemalige Arnstädter Gymnasium, das jahrelang leer stand, wieder als Schule in Betrieb genommen worden ist, nun als Regelschule genutzt – das war auch sehr aufwendig. Wichtig ist, denkmalgerecht zu sanieren und, dass es heute gute Bedingungen für die Schüler gibt.
Was hast du nach all den Jahren kommunalpolitischer Arbeit persönlich gelernt?
Dass parteiübergreifende Vorhaben am schnellsten und besten durchgesetzt werden. Wir haben zum Beispiel jetzt im Stadtrat von Arnstadt seit einem Jahr einen parteiübergreifenden
Stammtisch der Stadträtinnen, was ich als sehr positiv empfinde. Da nehmen wir uns verschiedene lemen vor – jetzt haben wir zum Beispiel gerade geplant, dass wir einen
neuen Markt einführen – am Samstag, damit auch Werktätige diesen nutzen können. Das hat sich als sehr positiv erwiesen. Wir verstehen uns untereinander gut und bereden auch
lemen, die wir sonst nicht durchbringen, also alleine als Linke. Wir reden darüber und dann kriegen wir viel gemeinsam hin. Wenn man sich über die Jahre schon miteinander gut versteht, dann geht auch vieles, und es macht auch mehr Spaß – als wenn
man sich nur angiftet.
Was würdest du Menschen raten, die vorhaben, sich auch kommunalpolitisch zu engagieren?
Das zu tun. Positiv empfinde ich, dass es jetzt auch einen Lehrgang für junge Leute gibt, wenn sie einsteigen wollen. Wir haben leider nur so wenig Nachwuchs. Ich sagte immer, als ich
1990 in den neuen Kreistag gekommen bin, da konntest du zu jedem
Thema mitquakeln. Heute ist alles so kompliziert und so viele Gesetze und Vorschriften und dieses und jenes. Da hat sich so eine Spezialisierung herausgebildet, das ist eigentlich
keine gute Entwicklung. Die Bürokratie ist sehr schwierig. Aber junge Leute müssen begeistert werden, mehr für ihre Lebenswelt zu tun und etwas dazu beizutragen, wie sich die Städte und Gemeinden entwickeln. Wir haben jetzt in der Stadt Arnstadt zum Beispiel einen engagierten Jugendbeirat, der hat vom Bund 1500.00 Euro gekriegt für Projekte, die sie eingereicht haben – für ein Jugendcafé zum Beispiel. Es gibt da also schon gute Entwicklungen, aber trotzdem scheint es mir irgendwie an Nachwuchs zu fehlen, aber das wird überall so sein.