Zusammenfassung
Udo Nauber aus Bad Berka hat zwei Firmen, betreibt ein soziokulturelles Zentrum und sitzt seit 2014 im Stadtrat. Seit der letzten Legislatur ist der alleinerziehende Vater auch noch Beigeordneter. Dank ihm geht es vor allem kulturell vorwärts. In unserem Interview sprechen wir mit ihm über Rave, Wohnungsbau und „MontagsDemo”.
Du bist sehr engagiert im kulturellen Bereich aktiv, zum Beispiel mit dem Verein KulturTragWerk e.V. Wie versuchst du in der Kommunalpolitik Kultur zu fördern?
Das fängt generationsübergreifend an. Zum Beispiel habe ich mich für ein neues Komitee für unser jährliches Stadtfest eingesetzt. Früher fand das nur im Bierzelt statt und es fehlte Abwechslung. Jetzt haben wir es umgestaltet: weniger Security, offene Bereiche – es ist viel zugänglicher für unterschiedliche Menschen. Wir haben uns dafür eingesetzt, dass Jugendliche dort sowas wie ein kleines „Festival“ gestalten können. Die neue „Ravegartenbühne“ ist heute sehr beliebt und macht das Brunnenfest viel attraktiver. Ich setze mich dafür ein, dass viele Gruppierungen die Möglichkeit bekommen, ihre Ideen umzusetzen.
Um ganz andere Temen geht es im Bauausschuss …
Neue Wohngebiete, die erschlossen werden, da ist ja alles mit dabei. Gebietspläne werden ausgehandelt, die Neugestaltung von bestimmten Teilen der Altstadt. Eine gute Sache, die wir jetzt vorangetrieben haben, ist auch die Neugestaltung von „Klein Venedig“, damit zum Beispiel die Sichtach-sen schöner sind und damit es nicht so verwildert.
Was sind für dich die größten Herausforderungen im Stadtrat?
Das ist in den einzelnen Ortsteilen ganz unterschiedlich. In Tannroda wurde eine neue Stiftung für die Burg gegründet. Auf dem Gelände ist je-doch noch ein Heimatverein angesiedelt, der ein Korbmachermuseum betreibt. Hier ist es wichtig, zwischen Stiftung und Heimatverein zu vermitteln, damit beide gemeinsam etwas tolles auf die Beine stellen können. Wir versuchen auf einen gemeinsamen Nutzungsvertrag hinzuarbeiten, ohne dass einer ganz auf seine Interessen verzichten muss.
Außerdem gibt es Problematiken rund um ein neues Wohngebiet, wo doch die Baukosten explodiert sind. Da braucht es Lösungen, damit es bezahlbar bleibt, sonst wird es ein sehr teures Wohngebiet. Da kämpfen wir als LINKE natürlich dagegen.
Das Generationenproblem stellt uns natürlich auch vor einige Herausforderungen in den nächsten Jahren. Aufgrund von Überalterung müssen altersgerechte Wohnmöglichkeiten geschaffen werden. Da muss man dranbleiben, um Möglichkeiten zu schaffen. Auch unser Eigenbetrieb „Kommunales Wohnen“ sollte endlich modernisiert werden. Außerdem soll Bad Berka kulturell fit bleiben. Die Bürgerhäuser müssen belebt werden. Wir setzen uns dafür ein, dass sie kostenfrei bleiben. Dafür ist es auch wichtig, den Kostendruck für die kulturellen Akteure zu senken. Wir würden gerne wieder einen Verein in einem gut laufenden Bürgerhaus etablieren. Damit wir auch Veranstaltungen anbieten können, die man im ländlichen Raum sonst kaum findet. Gerne würden wir Kneipkulturort werden, aber bis dahin kommen noch einige Aufgaben auf uns zu.
Was würdest du sonst noch gerne erzählen?
Wir müssen mehr mit den Menschen vor Ort reden. Als die „Montagsdemos“ begannen, hatte ich ein ungutes Gefühl. Ich kenne die Menschen irgendwie, aber ich weiß nicht, was sie plötzlich umtreibt. Dann habe ich den Bürgermeister gefragt, ob wir uns der Sache stellen. Wir haben uns einfach mal vor das Rathaus gestellt und vernünftig mit den Menschen über die Themen geredet. Am Ende war das ein befreiendes Gefühl, Kontakt zu haben und ins Gespräch gekommen zu sein. Sich mal ein Stück weit in die Beweggründe eingefühlt zu haben und zu versuchen mit Fakten entgegenzuwirken, war ein gutes Schlüsselerlebnis. Egal wer vor mir steht, es ist ein Mensch mit verschiedenen Themen, die kann man sich anhören. Man sollte aber immer wieder auf eine faktisch fundierte Basis und ein respektvolles Miteinander zurückfinden. Man muss mit den Menschen ehrlich reden und Entscheidungen aufzeigen. Bei den höheren politischen Ebenen spürt man, dass die Abgeordneten teilweise auch nicht mehr den besten Kontakt zu uns in der kommunalen Ebene haben. Ich finde, wenn man in der Politik angekommen ist, braucht man Anerkennung gegenüber Menschen, die andere Erfahrungen gemacht haben. Diesen sollte man zuhören, statt Dinge einfach aufzuerlegen, sonst fühlen sie sich nicht mehr vertreten.