Die ohnehin hohen Kosten für die Abwasserbeseitigung steigen immer weiter. Da wird ein Anschlussgrad von über 90 Prozent sehr teuer. Marit Wagler, Sprecherin für technischen Umweltschutz der Thüringer Linksfraktion, zeigt Alternativen zur teuren Infrastruktur auf.
Nicht nur die steigenden Energie- kosten sorgen derzeit für Verunsicherung, auch die Kosten für die öffentliche Abwasserklärung steigen derzeit. Gründe sind natürlich einerseits die gestiegenen Energiekosten, andererseits auch Lieferunregelmäßigkeiten von Baustoffen. Dazu kommen gestiegene Kosten von Abwasserchemikalien, der Fachkräftemangel sowie stark gestiegene Baukosten. Zum Teil verstärken sich diese Probleme gegenseitig.
Dass Thüringen das bundesweite Schluss- licht bei der Abwasserreinigung im Ländlichen Raum ist, war der Grund für den so genannten Abwasserpakt. Der wurde 2018 zwischen dem Thüringer Umweltministerium und dem Gemeinde- und Städtebund geschlossen wurde. Nach diesem Packt soll in Bezug auf die Abwasserbeseitigung bis 2030 thüringenweit einen Anschlussgrad an öffentliche Klär- anlagen von deutlich über 90 Prozent erreicht haben. Nur Grundstücke in Gemeinden mit einer Einwohnerzahl unter 200 werden nicht an öffentliche Kläranlagen angeschlossen. Hier müssen Vollbiologische Kleinkläranlagen errichtet werden.
Unser Abwasserkanalsystem ist eine unserer teuersten Infrastrukturen. Die letzten Ortschaften, die hier in Thüringen noch angeschlossen wer- den müssen, gehen dann richtig ins Geld. Hier zählt jeder Meter! Die Anschlusskosten, die zum Teil pro Person in den fünfstelligen Bereich gehen, müssen solidarisch getragen werden. Weil Baukosten immer teurerer werden, können Abwasserzweckverbände nicht mehr ausreichend in die Infrastruktur investieren. Außerdem steigenden die Gebühren. Viele Verbände haben nun Sorge, dass die Ziele des Abwasserpaktes nicht mehr er- reicht werden können. Während sprunghafte Baukostenentwicklung und Fachkräftemangel die Aufgabenträger in die Verzweiflung treiben, wünschen sich viele Bürger mehr Mitspracherechte bei den Abwasserbeseitigungskonzepten ihrer Zweckverbände. Denn mit Gruppenkläranlagen oder alternativen, preiswerten Abwasserreinigungsmethoden wie Teichkläranlagen oder Pflanzenkläranlagen ließe sich, im Vergleich zu langen Kanal- netzen und großen Kläranlagen, manchmal noch Geld sparen.