Die Umweltschutzexpertin der Thüringer Linksfraktion, Dr. Marit Wagler, erklärt, wie kommunale Unternehmen neue Herausforderungen beim Thema Klärschlamm gemeinschaftlich angehen, statt sich auf die Kräfte des Marktes zu verlassen.
Klärschlamm ist das Restprodukt aus der Abwasserbehandlung in Kläranlagen. Weil er reich an Phosphor, Stickstoff und Mineralien ist, ist er ein guter Dünger. Aktuell wird aber
deutschlandweit nicht ganz die Hälfte der jährlich 1,8 Mio. Tonnen anfallenden Klärschlamm-Trockenmasse genutzt. Jetzt müssen die Kommunen neu ausloten, wie man mit dem Schlamm umgehen will. Durch eine Änderung der Bundes- Klärschlammverordnung muss der im Schlamm enthaltene Phosphor ab 2029 von Kläranlagen mit mehr als100.000 Einwohnerwerten zurückgewonnen werden, ab 2032 bereits bei 50.000 Einwohnerwerten. Dies erfolgt durch Verbrennung des getrockneten Schlamms in besonderen Anlagen. Eine solche Anlage will der Zweckverband zur kommunalen Klärschlammverwertung Thüringen (KKT)
im Industriegebiet Ronneburg errichten. Der Zweckverband wurde 2021 als Anstalt des öffentlichen Rechts gegründet und besteht bereits aus 18 Abwasserzweckverbänden.
In der geplanten Verbrennungsanlage soll jedes Jahr der von 900.000 Thüringern erzeugte entwässerte Klärschlamm (65.000 Tonnen) verbrannt
werden. Damit wird etwa die Hälfte des, laut Verordnung, bald zu behandelnden Klärschlamms erfasst. Erfurt will seine eigene Verbrennungsanlage bauen. Andere Zweckverbände wollen ihren Schlamm leider wie gehabt über private Anbieter entsorgen lassen. Der Weg mit der Gründung des eigenen Zweckverbandes dürfte langfristig kostengünstiger sein als sich auf private Entsorgungsunternehmen zu verlassen. Deshalb sind auch so viele Abwasserzweckverbände in Thüringen schon beigetreten. Gut so, denn die Idee ist innovativ. Kommunale Unternehmen gehen neue Aufgaben gemeinschaftlich an und verlassen sich nicht auf die Kräfte des Marktes. So lassen sich die Kostensteigerungen erträglich gestalten.