Mit einer Anspielung auf eine Agentenfilmreihe haben sich Studierende der FH Erfurt mit dem Thema Energiearmut auseinander gesetzt. Sie führten wissenschaftliche Interviews mit Betroffenen und haben Forderungen an die Politik zusammengefasst.
Erfurter Studierende der Fachhochschule beschäftigten sich mit der sozialen Realität der Energiekrise. Dafür führten sie wissenschafliche Interviews mit Erfurter*innen und Hilfseinrichtungen. Außerdem erstellten
sie eine Risikokarte für Energiearmut. Ihre Ergebnisse finden sich in der Broschüre „„Heizen:Impossible“. Frierst du noch oder heizt du schon?“ Die Ergebnisse haben sie uns im Interview vorgestellt.
Wer seid ihr und was war euer Anliegen bei der Forschungsarbeit?
Wir sind eine Gruppe von Studierenden der Stadt- und Raumplanung an der Fachhochschule Erfurt in Leitung der Dozentin Prof.in. Dr. Kathrin Großmann. Als wir das Projekt begannen, war noch unklar, wie die Krise verlaufen wird. Daher wollten wir den Sorgen und dem Umgang der Menschen damit nachgehen. Die Politik predigte Sparsamkeit. Aber was ist mit den Leuten, die schon immer sparen und sich nicht weiter einschränken
können? Wir haben uns besonders auf Einkommensarmut konzentriert. Unsere Zielgruppe waren Studierende, Rentner*innen und Alleinerziehende. Bei „Heizen Impossible“ geht es vor allem um soziale Ungerechtigkeit im Kontext von Energiekrise und Energiearmut.
Kannst du uns mehr über die Risikokarte erzählen, die ihr erstellt habt?
Wir haben unter anderem Gegenden mit hohem Energieverlust ermittelt. Dieser setzt sich zusammen aus verschiedenen Faktoren wie der Sanierungsquote und der Bausubstanz. Die Daten haben wir verschnitten mit dem Faktor des niedrigen Einkommens. Ein hoher Energiebedarf kann auch von der Einwohnerdichte abgeleitet werden, da bei freistehenden Häusern die Mitheizeffekte fehlen. Daraus wollten wir den Energiebedarf der Bereiche ableiten. Die Karte zeigt Bereiche in Erfurt, bei denen wir von einem erhöhten Risiko für Energiearmut ausgehen, weil Faktoren sich überschneiden. Leider gab es bei der Erstellung der Karte auch ein paar Schwierigkeiten, wie zum Teil veraltete oder fehlende Daten. Wir haben versucht, die Stadtwerke zur Hilfe zu holen, was leider nicht geklappt hat.
Was haben eure Interviews mit den Erfurter Hilfseinrichtungen ergeben?
Die Anlaufstellen in Erfurt wie „Kontakte in Krisen e.V.“ berichten davon, dass sie verstärkt genutzt wurden, auch ihre Hilfsangebote für Seniorinnen. Nach der Coronakrise und mit den nun steigenden Energiekosten werden die Menschen verzweifelter,auch psychische Krankheitsbilder häufen sich. Das Interview mit „KiK“ in der Broschüre zu lesen, kann ich jedem empfehlen, das war für uns
auch emotional. Die Anlaufstellen haben u.a. die Verteilung der Entlastungspakete kritisiert, weil zu viele Menschen aus dem Raster fallen. Gerade Menschen, die arbeiten, aber ein geringes Einkommen haben, kamen vermehrt zu ihnen, weil das Geld nicht mehr zum Leben reicht.
Was sind eure Forderungen an die Politik?
Die Stadtwerke könnten mehr in die Verantwortung gezogen werden, viele Städte handeln Verträge aus, welche beispielsweise Stromsperren abfedern. Wir haben uns mit verschiedenen Modellen, wie man mit der Situation besser umgehen könnte, beschäftigt. Möglich ist auch die Aushandlung von niedrigschwelligen Ratenzahlungen für Energiekosten. Auch Zuschüsse zu energie- effizienteren Geräten können sinnvoll sein. Uns wäre auch energetische Gebäudesanierung wichtig, die aber sozial verträglich gestaltet sein muss. Etwas Positives, das wir in Erfurt bereits haben, ist der Stromsparcheck der Caritas mit den Stadtwerken, welche aufsuchende Beratung bieten und zum Energieverbrauch zuhause beraten. Hier kritisiert „KiK“ aber, dass dies nur für Menschen, die Arbeitslosengeld beziehen kostenlos ist.
Die Broschüre ist auch online lesbar unter: www.researchgate.net/publication