Zusammenfassung
Wie Thüringer Landkreise mit dem Tarif-Dschungel bei Bus und Bahn umgehen.
1920 wurde Thüringen, um die Kleinstaaterei zu beenden, als Zusammenschluss der verschiedenen Fürstentümer der Region, gegründet. Heute, rund 100 Jahre später, streckt
dieses Gespenst der Kleinstaaterei immer noch an so mancher Stelle sein Gesicht hervor. Einer dieser Bereiche ist wohl der Thüringer Tarif-Dschungel beim öffentlichen
Personennahverkehr, kurz ÖPNV. So gibt es zwar im Herzen des Landes den Verkehrsverbund Mittelthüringen (VMT), welcher unter anderem die großen Städte Erfurt, Weimar und Jena abdeckt, jedoch im Rest des Landes herrscht weiterhin ein Tarif Klein-Klein vor.
Hintergrund dafür ist das ÖPNV-Gesetz, welches die Verantwortung für die Gestaltung des ÖPNV-Angebotes den Kreisen überträgt. Verbünde wie der VMT können dementsprechend von den Kreisen angestrebt werden, sind aber kein Muss. Das führt unter anderem dazu, dass die Preisgestaltung für ähnliche Fahrten je nach Kreis unterschiedlich ausfällt. Ein weiteres Beispiel für die Unterschiede in der Gestaltung des ÖPNV, auch innerhalb des VMT, bietet das Stichwort Sozialtarif. Während Erfurt beispielsweise einen Zuschuss von 30 Euro für ausgewählte Monatskarten, wie unter anderem das Deutschland-Ticket, gewährt, bietet Weimar eben dieses Ticket als Sozialticket für den halben Preis an. Der Kreis Sonneberg gestaltet seinerseits das Sozialticket als Einzelfahrtticket zum halben Preis. Ein weiteres Konzept was Sonneberg zwar aufgegriffen hat, jedoch eher schlecht als recht umsetzt, ist das so genannte MobilitätsTicket, bei dem ältere Menschen ihren Führerschein abgeben und dafür eine Fahrkarte für den ÖPNV bekommen. Im Kreis Sonneberg gilt dieses Ticket jedoch nur sechs Monate mit Strecken-Bindung und stellt so wohl eher weniger eine ernste alternative zum PKW dar. Letztes Beispiel Ilm Kreis. Hier gibt es immerhin ein Seniorenticket: Der Landkreis gibt zum Deutschlandticket 18 Euro dazu. Außerdem läuft derzeit ein von der Landrätin unterstütztes Bürgerbegehren zur Einführung eines Kinder- und Jugendtickets im Ilm-Kreis.
Die Unterschiedlichkeit der ÖPNV-Gestaltung in Thüringen besteht weiterhin zu Lasten der Mobilität der Bevölkerung. Eine Veränderung oder gar ein Ende des Thüringer Klein-Klein zeichnet sich jedoch am Horizont ab. So
prüft der VMT u.a. die Aufnahme der Landkreise Sömmerda, Nordhausen, Unstrut-Hainich-Kreis und Kyffhäuserkreis, ob die Erfolg haben ist offen.
Eine PDF von unserem Beitrag findet ihr hier 👉: UNZ 2024 Seite 6